— Iv —
läßt sich das Bild derselben vollenden, es dürfte das zu einer recht geeigneten Aufgabe für den Schüler werden.
Der Quarta ist das übrige Europa zugewiesen, ohne die außereuropäischen Kolonien der einzelnen Staaten. Diese selbst sind so geordnet, daß zunächst die an Deutschland angrenzenden besprochen werden, dann die im weiteren Umkreis gelegenen folgen.
Für Untertertia sind die außereuropäischen Erdteile bestimmt, sowie die deutschen Kolonien, die nicht besonders abgesetzt) sondern bei Afrika und Australien an hervorragender Stelle behandelt sind. Hier wie auch sonst ist der wichtigsten heutigen Verkehrsioege Erwähnung geschehen.
Das Sekundaner-Pensum bringt schließlich die Grundzüge der physischen und mathematischen Geographie in einem Umfang, wie er für die allgemeine Bildung, die mit dieser Stufe zu einem gewissen Abschluß kommen soll, notwendig erschien.
Der Text schließt sich den Lange-Dierckeschen Atlanten an (Dr. H. Lange, Volksschulatlas — Diercke, Schulatlas [Verlag von George Westermann in Braunschweig]).
Die Verteilung des Stoffes im einzelnen wolle man aus der beigefügten Inlialts-Ubersicht, ersehen.
Pankow (Berlin), im Oktober 1896. T-> t
^ ' Fr. Bussler.
Vorwort zur dritten Auflage.
Die dritte Auflage der Grundzüge der Geographie ist in einigen Punkten einer Umarbeitung unterzogen worden.
Zunächst schien es zweckmäßig, das Alpenland, dessen Behandlung bisher zersplittert wrar, geschlossen und einheitlich darzustellen; es ist zu Anfang des Pensums für Obertertia eingerückt worden. Ferner wurden die deutschen Kolonien, um dem Interesse, das man ihnen allseitig entgegenbringt, gerecht zu werden, eingehender behandelt. Die australischen und polynesischen Inseln endlich wurden mehr den ethnographischen Verhältnissen entsprechend geordnet.
Daß den inzwischen eingetretenen politischen Veränderungen Rechnung getragen worden ist, braucht wohl nicht besonders erwähnt zu werden.
Herrn Prof. Koken, Braunschweig, erlaube ich mir an dieser Stelle für praktische Winke und freundliche Mitarbeit meinen verbindlichsten Dank zu sagen.
Berli,, im Mär, 1904. Fr< ßllssler.
TM Hauptwörter (50): [T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer], T1: [Geschichte Dichter Zeit Buch Werk Jahr Gedicht Nr. Bild Geographie], T49: [Land Klima Europa Meer Lage Asien Winter Insel Afrika Zone]]
TM Hauptwörter (100): [T45: [Kind Lehrer Wort Schüler Buch Unterricht Schule Frage Buchstabe Zeit], T3: [Lage Karte Land Europa Geographie Klima Größe Verhältnis Grenze Gliederung], T32: [Tag Jahr Monat Mai Juli März Juni April Ende Oktober]]
TM Hauptwörter (200): [T183: [Kind Lehrer Schüler Unterricht Schule Frage Stoff Aufgabe Zeit Geschichte], T29: [Geschichte Geographie Nr. Erdkunde Lesebuch Bild Iii allgemein Lehrbuch deutsch], T47: [Karte Lage Länge Breite Größe Meile Linie Ort Grenze Höhe], T109: [Europa Asien Afrika Amerika Australien Insel Erdteil Land Zone Klima]]
Extrahierte Personennamen: H. Volksschulatlas_—_Diercke George_Westermann
Extrahierte Ortsnamen: Europa Deutschland Afrika Australien Braunschweig Pankow Berlin Braunschweig
189
Kriegswesen.
kommt nicht ein größeres Treffen vor. Doch solche haushälterische Schonung
der Krieger verlängerte die Plagen des Volkes.
In dieser Lage war das Kriegs- und Heerwesen, als durch die Er-
findung des Pulvers eine allgemeine Veränderung, doch nicht plözlich,
sondern in langsamen Uebergängcn bewirkt ward. Um das Jahr 1330 soll
der Franziskaner-Mönch Berthold Schwarz, aus Freiburg im Breisgau,
diese folgenreiche Erfindung gemacht haben. Aber die näheren Umstände
davon sind so streitig, als die Zeit der ersten Anwendung des Pulvers im
Kriege. Daß schon Roger Baco die chemische Zusammcnsezung desselben
gekannt habe, ist aus seinen Schriften klar; daß die Sinesen noch weit
früher, daß auch die Araber und Perser vor den Abendländern eine dem
Pulver ähnliche Mischung, selbst im Kriege, gebraucht haben, wird aus
Gründen behauptet. Mehrere, mit Hoher, meinen, daß solche Mischung
auch zum griechischen Feuer gekommen. Aber, wenn nicht erster Erfinder,
so ist Schwarz doch wohl Verbesserer und hiedurch Urheber des verbreiteten
Gebrauches des Pulvers im Kriege gewesen, von welchem nach den Verzeich-
nissen verschiedener Schriftsteller bereits 1342 bei der Belagerung von Alge-
ziras durch die Mauren, 1346 bei der Schlacht von Crech*), dann
allmälig deutlicher und häufiger die Spuren vorkommen. Wir überlasten den
Kricgsgeschichtschreibcrn die Auszählung der stufcnwciscn Fortschritte in Ver-
vollkommnung des großen und kleinen Geschüzcs, neben welchem jedoch noch
lange die alten Waffen gebraucht wurden; so auch die Darstellung der durch
das Gcschüz veranlaßten Abänderung in der Schlachtordnung, zumal aber in
der Befestigungs- und Belagerungskunst. Die Italiener gingen
den übrigen Nationen in dieser furchtbaren Kunst voran. Die Spanier
folgten wetteifernd nach.
8- 17. Folgen davon.
Unermeßlich waren die Folgen von der Einführung des Schießpulvers
doch meist traurig. Denn wohl hat es manchen herrlichen Dienst theils in
friedlicher Anwendung oder in Besiegung feindseliger Naturkrästc, Fels-
masten u. s. w., theils auch als Kriegswaffe in Schuz und Truz, zumal
*) Welches jedoch Temler (im Istcn Bde. der histor. Abhandl. der Gesch. der Welt tu
Kopenhagen) bestreitet: wogegen Hoyer das Pulver schon 1331 gebraucht findet.
TM Hauptwörter (50): [T1: [Geschichte Dichter Zeit Buch Werk Jahr Gedicht Nr. Bild Geographie], T19: [Wasser Luft Eisen Körper Silber Gold Kupfer Metall Stein Erde], T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland]]
TM Hauptwörter (100): [T25: [Wissenschaft Kunst Zeit Sprache Geschichte Schrift Buch Werk Jahrhundert Erfindung], T23: [Stadt Feind Tag Heer Mauer Mann Lager Nacht Kampf Soldat], T3: [Lage Karte Land Europa Geographie Klima Größe Verhältnis Grenze Gliederung], T98: [Volk Land König Krieg Zeit Feind Mann Macht Freiheit Kaiser], T59: [Heer Mann Soldat Krieg Jahr Offizier Land König Truppe Waffe]]
TM Hauptwörter (200): [T147: [Jahr Erfindung Buch Gutenberg Buchdruckerkunst Johann Mainz Zeit Buchstabe Jahrhundert], T127: [Volk Sprache Land Zeit Sitte Kultur Bildung Geschichte Bewohner Stamm], T173: [Sprache Wort Name Schrift Zeit Buch Form Kunst Art Werk], T59: [Tod Leben Volk Herz Freund Mann Wort König Tag Feind], T155: [Soldat Krieg Heer Land Mann Truppe König Waffe Geld Feind]]
228
Drittes Kap. Kunst und Wissenschaft.
selbe war der lczte allgemeine Hirt der abendländischen Christen; denn
unter Leo X. (1513), der nach ihm den Stuhl bestieg, ward durch die Re-
formation die Heerde zerrissen.
Drittes Kapitel.
Kunst und Wissenschaft *).
8- 1. Ursachen ihres Wiederauflebens.
Endlich wieder, nach fast tausendjähriger Nacht, erfreuen uns die Strahlen
eines schönen Morgcnlichtes, wunderbar vorbereitet während der finstersten
Jahrhunderte, dann langsam dämmernd emporsteigend, zulezt mit plözlich hel-
lem Scheine die Welt begrüßend.
Laßt uns die Ursachen und Haupt-Epochen so glücklichen Umschwunges
überschauen. Dieses allein und die Hindeutung auf die voranschrcitcnden
Leuchten der Zeit erheischt unser Zweck; nicht aber die namentliche Aufzählung
der in den einzelnen Zweigen der Erkenntniß und des Geschmacks jczt meist
in rascher Vervielfältigung aufblühenden Gelehrten und Künstler.
I. Als erster Grunp — zum Theil unmittelbar wirkend, zum Theil
die Bedingung herstellend — erscheint hier abermals die neu belebte
Freiheit, überhaupt die wiederkehrende bürgerliche Ordnung. Ver-
schiedene Disciplinen und Künste mögen zwar wohl ohne Freiheit gedeihen
— wie wir in Si na und in mehr als einem europäischen Reiche sehen •—,
theils als fortdauernde Wohlthat früherer Zeiten, theils alö Frucht cigcnnüzi-
gcr, mitunter liberaler Pstege einzelner Gcwaltsherrscher, oder auch als Aus-
*) Vergl. im Allgemeinen die Bd. V. S. 321 angeführten Schriftsteller, welchen wir für
einige einzelne Gegenstände nach die folgenden beisezcn : Heeren, Geschichte des Studiums
der klaff. Literatur. I: G. Im. Breitkopf, über die Geschichte der Erfindung der Buch-
druckerknnst, 1779, und die früheren Schriften von Schöpfliu, (-vindiciae typograph.
Argent. 1760). Gcrh. Meermann (origines typographicäe, 1765). M. Denis (Einlel-
tnng in diebücherkiinde, 1777) sammt den noch ältere» von Maittaire, Panzer (annales
typograpbici) ti. A. Sehr lehrreich ist des vortrefflichen Iv. Roscoe life of Lorenzo di
Medici. Loud. 1795. Auch verschiedene Schriften von Meiners u. m. A.
v. Rottest, allgem. Geschichte. Vi. ' 15
TM Hauptwörter (50): [T1: [Geschichte Dichter Zeit Buch Werk Jahr Gedicht Nr. Bild Geographie], T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer], T4: [Reich Zeit Staat Volk Deutschland Jahrhundert Land Macht deutsch Geschichte]]
TM Hauptwörter (100): [T25: [Wissenschaft Kunst Zeit Sprache Geschichte Schrift Buch Werk Jahrhundert Erfindung], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele], T77: [Baum Nacht Himmel Wald Tag Gott Kind Vogel Sonne Blume], T98: [Volk Land König Krieg Zeit Feind Mann Macht Freiheit Kaiser], T66: [Geschichte Iii Vgl Nr. Aufl Gesch Lesebuch Bild fig deutsch]]
TM Hauptwörter (200): [T165: [Kunst Wissenschaft Handel Gewerbe Bildung Land Stadt Schule Zeit Volk], T175: [Mensch Leben Natur Körper Seele Tier Thiere Arbeit Erde Pflanze], T29: [Geschichte Geographie Nr. Erdkunde Lesebuch Bild Iii allgemein Lehrbuch deutsch], T131: [Licht Erde Sonne Körper Auge Himmel Bild Gegenstand Luft Wolke], T136: [Leben Mensch Geist Natur Zeit Volk Welt Kunst Sinn Wesen]]
Extrahierte Personennamen: Leo_X Leo Breitkopf Gcrh Meermann Denis_( Lorenzo_di
Medici Meiners
227
Drittes Kap. Kunst und Wissenschaft.
eigenem Genie, nach Italien und anderen westlichen Landern, und verbrei-
teten allda durch Umgang und Unterricht, durch Mittheilung, auch Uebersezung
klassischer Schriften aus vielen Wegen Geschmack und Wissenschaft. Die Na-
men ei-ncs Manuel Chrysoloras, eines Kardinal Bessarion, Theo-
dorus von Gaza, Johannes Argyropulus, Kallistus, Deme-
trius Chalkokondylas, Johannund Constantinus Laskaris, Her-
monymus u. A. sind allen Freunden der Wissenschaft bekannt und theuer.
Durch sie vorzüglich wurde die Liebe zur griechischen Sprache und zu den in
derselben enthaltenen Schäzen rege im Abcndlande; Man sammelte sofort die
Werke der alten Griechen, vervielfältigte die Exemplaricn durch Abschrift und
später durch den Druck, und ordnete sorgsam das Studium der griechischen
Sprache. Viele Abendländer eiferten ihren griechischen Lehrern nach. (Schon
der Calabricr B arla am, Bischof von Geraci, f 1348, nach ihm aber) Leo-
nard Aretinus, Guarini, Jac. d'angelo, Francesco Barbaro,
Johann Rcuchlin u. A. wurden berühmt dadurch.
Nicht minder angelegen wurde die lateinische Sprache und Literatur
betrieben, rum Theile schon früher, als die griechische, nachmals mit der lezten
wetteifernd oder auch wechselseitig sich untcrstüzend. Die einmal gewonnene
Erkenntniß von der Vortrefflichkeit der Alten hatte ein heißes Verlangen
nach, allen ihren Werken erzeugt. Nach dem Muster der großen Klassiker
suchte man den eigenen Styl zu bilden, an der Fülle ihres Geistes den eige-
nen Geist zu nähren, dem Fluge ihres Genies mit eigenen Schwingen nach-
zustreben.
Also thaten zumal Dante, Petrarca und Boccaccio, welche nicht
minder in den klassischen, als in ihrer Muttersprache glänzen; dann Jo-
hann von Ravenna (f um 1420), Lehrer der Beredsamkeit zu Florenz,
einer der vorzüglichsten Humanisten; Coluccio Salutati, Staats-
sekretär daselbst, dessen Feder die Gewaltigen fürchteten; Nikolaus von
Clemangis, durch freien Geist nicht minder berühmt, als durch Wissen-
schaft und Geschmack; Gasparino Barzizio, welcher Cicero nacheiferte;
Leonardo Bruno (von Arezzo f 1444), den wir oben als Gräcisten an-
führten, und der geistreiche Francesco Poggio, Kanzler zu Florenz
(f 1489), beide Lezte zugleich als Geschichtschreiber lobwürdig, auch der oben
genannte Guarini; nicht minder der gelehrte Angelus Politianus, Ja-
kob Sannazar, Jul. Pomponius Latus, Fr. Philelphus, Jo-
TM Hauptwörter (50): [T1: [Geschichte Dichter Zeit Buch Werk Jahr Gedicht Nr. Bild Geographie], T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer]]
TM Hauptwörter (100): [T25: [Wissenschaft Kunst Zeit Sprache Geschichte Schrift Buch Werk Jahrhundert Erfindung], T35: [Dichter Zeit Gedicht Lied Dichtung Schiller Poesie Werk Goethe Sprache]]
TM Hauptwörter (200): [T172: [Dichter Zeit Gedicht Schiller Werk Goethe Maler Dichtung Lied Hans], T74: [Zeit Wissenschaft Philosophie Geschichte Philosoph Werk Lehrer Schrift Sokrat Schüler], T173: [Sprache Wort Name Schrift Zeit Buch Form Kunst Art Werk], T149: [Stadt Rom Meer Tiber Italien Land Ort Arno Fluß See], T19: [Reich deutsch Kaiser Reiche Zeit Karl Jahr Ende Konstantin groß]]
228
Drittes Kap. Kunst und Wissenschaft.
vian Pontanus, Laurentius Valla, Hermolaus Barbarus und
der Fürst Pico von Mirandola, auch Joh. Müller von Königsberg,
Rudolph Agricola, Johann Reuchlin, Konrad Celtes (f 1808)
u. A. m.
§. 3. Mächtige Beschüzer der Wissenschaften.
Die Mediceer.
Iii. Aber die Wissenschaft, wiewohl eine Tochter des freien Gcistes und
wenig folgsam dem Machtwort der Gewaltigen, mag dennoch leichter empor-
kommen durch deren freundliche Pflege, ja sie bedarf derselben zum Gedeihen
vieler ihrer Zweige. In der eisernen Zeit des Faustrechtes erhob sich nur
selten ein Gewaltiger zur Achtung des friedlichen Talentes und der geistigen
Kraft: ein Karl M., Alfred N., Friedrich Ii., die fast einsamen Freunde
der Wissenschaft, waren als solche über ihrem Zeitalter, und wurden kaum
verstanden von demselben. Jczt aber, in Folge der geänderten Verhältnisse
und als edelster Ausdruck einer zum Besseren gewandten Zeit, erschienen
liberale Fürsten, mächtige Beförderer der Wissenschaft und Kunst, durch Grün-
dung von Unterrichts-Anftalten, Herbeischaffung reicher Hilfsmittel und freund-
liche Ermunterung des Genies.
Vor allen anderen erwarb durch solches edle Wirken das Haus der Me-
diceer Ruhm. Man nennt von ihnen das Jahrhundert, worin Co Sinus,
der Stifter ihrer Größe, der „Vater des Vaterlandes," und sein vortrefflicher
Enkel Lorenzo lebten; Jener, welcher der Gönner aller einheimischen und
fremden Gelehrten war, eine Akademie — die erste der neueren eigentlichen
Akademien — in Florenz für die platonische Philosophie, nicht minder eine
physikalische Gesellschaft gründete, mehrere reiche Bibliotheken an verschiedenen
Orten Italiens anlegte, und den flüchtigen Griechen die großmüthigste Auf-
nahme schenkte; Dieser, der würdige Zögling Johann's Argyropulus
der Wissenschaften gleich ruhmwürdiger Kenner, als Beschüzer, welcher treffliche
Lehrer derselben nach Florenz berief, der Universität Pisa ein kräftigeres Leben
gab, durch Johann Laskaris alte Schriftsteller in Griechenland und Asien
sammeln ließ, die Uebersezung Plato's durch Marsiglio Ficini veran-
laßte, aller großen Geister seiner Zeit verehrter Freund, der „Vater
der Musen." Auch die späteren Mediceer — nicht immer die Erben
TM Hauptwörter (50): [T1: [Geschichte Dichter Zeit Buch Werk Jahr Gedicht Nr. Bild Geographie], T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland], T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer]]
TM Hauptwörter (100): [T25: [Wissenschaft Kunst Zeit Sprache Geschichte Schrift Buch Werk Jahrhundert Erfindung], T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel]]
TM Hauptwörter (200): [T165: [Kunst Wissenschaft Handel Gewerbe Bildung Land Stadt Schule Zeit Volk], T74: [Zeit Wissenschaft Philosophie Geschichte Philosoph Werk Lehrer Schrift Sokrat Schüler], T166: [Mann Volk Sitte Zeit Geist Tapferkeit Wesen Leben Sinn Charakter], T191: [Karl Sohn König Tochter Haus Kaiser Ludwig Herzog Tod Johann]]
Extrahierte Personennamen: Laurentius_Valla Hermolaus_Barbarus Rudolph_Agricola Johann_Reuchlin Johann Konrad_Celtes Konrad Karl_M. Karl Alfred_N. Friedrich_Ii Friedrich Johann_Laskaris Johann Marsiglio_Ficini
230
Drittes Kap. Kunst und Wissenschaft.
legenheit der Prager Auswanderung; zu Rostock (1419) von den Her-
zogen Johann und Albrecht von Meklenburg; zu Löwen (1426)
von dem Herzog Johann Iv. von Brabant. Ferner Trier (1430) durch
Papst Nikolaus V.; Freiburg (1456) von Erzherzog Albrechtvi.; in
demselben Jahre auch Greifswalde von dem pommerschcn Herzog Wra-
tislaw Ix.; Basel (1459); Ingolstadt (1472) von Herzog Ludwig
dem Reichen; Tübingen (1477) von dem Grafen Eberhard dem Bär-
tigen und Mainz (1477) von dem Kurfürsten Dietrich. Ueberall mit
Bewilligung, ja unter feierlich erklärter Autorität des Papstes. Das-
selbe fand auch meist in den übrigen Ländern Statt, von deren neu errichteten
Universitäten wir Bordeaux, Angers, Cahors, Caen, Bourges,
Huesca, Valencia, Toledo, Coimbra, Padua, Pavia, Pisa,
Siena, Florenz, St. Andrews, Glasgow, Aberdeen, Upsala,
Kopenhagen, Ofen und Krakau nennen.
Unter den Akademien der Wissenschaften, welche allererst in Italien
aufkamen, wurde jene zu Florenz, welche die Mediceer stifteten, die des
Kardinals B e ssari on zu Rom, beide vorzüglich für die platonische Philo-
sophie, dann jene, welche durch Joviauus Pontanus Bemühungen zu
Neapel für die schönen Wissenschaften und zu Venedig durch Aldo Ma-
nuzio für Kritik und Bücherausgabe entstanden, berühmt; in Teutsch-
land aber zumal diejenigen, welche der treffliche Kon rad Celtes an ver-
schiedenen Orten sowohl für die schönen als ernsten Disciplinen zu Stande
brachte.
An den meisten Universitäten, auch an einigen Höfen großer
Fürsten wurden allmälig ansehnliche öffentliche Büchersammlungen ange-
legt; auch zeichneten mehrere Privatgclehrte durch Sammlung von Bücher-
schäzcn sich aus.
§. t>. Erfindung der Buchdruckerkunst.
Iv. Die Wirkung von allem Dem wäre jedoch nur beschränkt und vorüber,
gehend, wenigstens abhängig von der Gunst nachfolgender Zufälle, ja Per-
sonen gewesen, hätte nicht die Erfindung der Buchdruckerkunst, noch in
eben diesem Zeitraume, sie in's Unermeßliche erweitert und für immer be-
festigt. Diese große Erfindung, durch welche, wie Herder gleich wahr als
TM Hauptwörter (50): [T1: [Geschichte Dichter Zeit Buch Werk Jahr Gedicht Nr. Bild Geographie], T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer], T3: [Stadt Schloß Straße Berlin Kirche Haus Gebäude Platz Garten Universität]]
TM Hauptwörter (100): [T25: [Wissenschaft Kunst Zeit Sprache Geschichte Schrift Buch Werk Jahrhundert Erfindung], T46: [Universität Berlin Jahr Schule Wissenschaft Leipzig Professor Akademie Hochschule Gymnasium], T37: [Friedrich Brandenburg Heinrich Herzog Sachsen Land Albrecht Kaiser Mark Johann], T56: [Papst Kaiser Rom Heinrich König Kirche Gregor Bischof Italien Papste], T33: [Stadt Meer Italien Neapel Hauptstadt Rom Insel Genua Spanien Land]]
TM Hauptwörter (200): [T199: [Universität Berlin Bibliothek Leipzig Schloß München Jahr Museum Schule Gymnasium], T158: [Papst Kaiser Iii Vii Gregor Heinrich Rom Friedrich Italien Jahr], T97: [Heinrich Herzog Graf Erzbischof König Grafe Kaiser Stadt Herr Mainz], T147: [Jahr Erfindung Buch Gutenberg Buchdruckerkunst Johann Mainz Zeit Buchstabe Jahrhundert], T74: [Zeit Wissenschaft Philosophie Geschichte Philosoph Werk Lehrer Schrift Sokrat Schüler]]
Extrahierte Personennamen: Johann Johann Albrecht_von_Meklenburg Albrecht Johann_Iv Johann Nikolaus_V. Nikolaus_V. Albrechtvi Ludwig Ludwig Eberhard_dem_Bär- Dietrich Toledo Andrews Joviauus_Pontanus Aldo_Ma-
231
Drittes Kap. Kunst und Wissenschaft.
kräftig sagt, die Gesellschaft aller denkenden Menschen in allen Weltthcilen
eine gesammelte und sichtbare Kirche geworden ist, trat ein in dem glücklichsten
Zeitpunkte der jugendlich kräftigen, freudig aufstrebenden Geistesthätigkeit der
europäischen Völker, eben als cs galt, die kostbarsten schon errungenen Schäze
in Sicherheit zu bringen und den Grund zu weiteren entscheidenden Fort-
schritten zu legen. Wäre die Buchdruckerkunst früher erschienen, so würde
die übermächtige geistliche und weltliche Tyrannei sie durch vereinte Kraft
unterdrückt oder für sich unschändlich gemacht haben; wäre sie später ge-
kommen, so hätte in der verhängnisivollsten Zeit, in der Periode des Haupt-
kampfes zwischen Licht und Finsterniß, jenes der Waffe ermangelt, welche
vor allen anderen seinen Triumph gesichert.
Der teutschen Nation gehört der Ruhm so heilbringender Erfindung.
Es waren derselben zwei andere, wie den Weg bahnend und das Gedeihen
vorbereitend, vorausgegangen: die Erfindung des Linnenpapiers, welches,
allmälig an die Stelle des älteren baumwollenen Papiers mit unermeßlichem
Vortheile getreten*), und jene der Holzschneidekunst, welche wir schon
am Ansauge des vierzehnten Jahrhunderts finden. Man gebrauchte sie theils
für Spielkarten, theils für Heiligenbilder, bald auch für Abbildungen natur-
historischer, anatomischer u. a. Dinge, oft mit beigefügten, bezeichnenden
oder erläuternden Worten, so daß es Befremden erregen mag, wie der wei-
tere Schritt >o viel später gethan worden, besonders da man schon im Alter-
thume bewegliche Buchstaben — ob auch zu anderem Gebrauch — ge-
kannt hatte. Der wahre Erfinder der Buchdruckerkunst (wiewohl Meer-
mann solche Ehre für Lorenz Coster zu Hartem, der etwa in der
Formschneidckunst sich auszeichnete, anspricht) ist Iohann Guttenberg
(auch Gänsfleisch genannt), aus dem Nittcrgeschlechte von Sorgenloch
(geb. 1397, f 1468), welcher den ersten Gedanken dazu vielleicht in S traß bürg
faßte, jedoch nicht allda, sondern in Mainz ausführte, unter Beistand Jo-
*) Zeit und Urheber der Erfindung sind ungewiß. Man glaubt nicht ohne Grund, daß
ein Teutscher |ie gemacht, daß gegen das Ende des 13kcn Jahrhunderts das baumwollene
Papier einen Znsaz von leinenen Fäden erhalten habe, im Anfange des 14tcn aber rein lei-
nenes Papier zuerst lcp verfertigt worden, ohne jedoch das baumwollene sogleich zu verdrängen.
Man hat Vieles hierüber geschrieben. Vorzüglich ist: I, ®. I. Brcitkopf s Versuch, den
Ursprung der Spielkarten, die Einführung des Leinenpapiers und den Anfang der Holzschneide-
kunst in Europa zu erfahren, 1784. 1801.
TM Hauptwörter (50): [T1: [Geschichte Dichter Zeit Buch Werk Jahr Gedicht Nr. Bild Geographie], T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland], T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer]]
TM Hauptwörter (100): [T45: [Kind Lehrer Wort Schüler Buch Unterricht Schule Frage Buchstabe Zeit], T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel], T25: [Wissenschaft Kunst Zeit Sprache Geschichte Schrift Buch Werk Jahrhundert Erfindung], T43: [Zeit Volk Jahrhundert Geschichte Reich Staat Leben Kultur Deutschland Mittelalter], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele]]
TM Hauptwörter (200): [T147: [Jahr Erfindung Buch Gutenberg Buchdruckerkunst Johann Mainz Zeit Buchstabe Jahrhundert], T136: [Leben Mensch Geist Natur Zeit Volk Welt Kunst Sinn Wesen], T177: [Volk Recht Gesetz Freiheit Land Strafe Mensch Gewalt Leben Staat], T81: [Herz Himmel Gott Welt Lied Leben Auge Erde Land Nacht]]
232
Drittes Kap. Kunst und Wissenschaft.
Hann Faust's (seit 1430), eines reichen Goldschmieds daselbst, und späterer
Mitwirkung (seit 1453) Peter Sch öfter's aus Gernsheim, welcher die
Erfindung vervollkommnete. Nur stufenweise und langsam ward derselben
Vollendung errungen. Schon um 1435 druckte Guttenberg, wie behauptet
wird, in Straßburg mit Holzt äse ln, auf welche die Buchstaben eingc-
graben waren, zehn Jahre später in Mainz mit beweglichen, hölzer-
nen, geschnittenen Buchstaben; von denselben ging er über zu geschnit-
tenen Buchstaben aus Blei und Zinn, mit welchen er sich abermals geraume
Zeit behalf, bis er endlich geg offene Buchstaben mittelst der von ihm selbst
noch erfundenen, von Schösser aber verbesserten Punzen und Matrizen
verfertigte, und nun, vereint mit seinen beiden Kunstgeuossen, den Druck
größerer Werke, zumal einer Bibel, unternahm. Aber das erste Buch,
bei welchem Drucker und Druckort bemerkt stehen (p8aknonim codex), und
welches 1457 vollendet worden, führt Gutteubcrg's Namen nicht, sondern
nur Faust's und Schöffer's, welchen Jener als ihr Schuldner sein Mit-
eigenthum abgetreten. Welche weitere Schicksale die also begründete Kunst
gehabt, wie dieselbe noch im Laufe de§ fünfzehnrcn Jahrhunderts in alle
Länder Europas gekommen*), ist in den oben angeführten Werken umständ-
lich verzeichnet, kann aber hier keine Stelle finden.
§. 6. Wirkungen derselben.
Unter den großen Wcltbegebenheiten ist keine folgenreicher, keine wohl-
thätiger gewesen, als die Erfindung der Buchdruckcrkunst. Durch sie erst
wurde der Buchstabenschrift, also auch der Sprache und überhaupt dem
Geiste der Menschen die volle Wirksamkeit verliehen, das Wort des Einen
Millionen vernehmlich, die Sehäze der Erkenntniß, wie der Empfindung aller
*) Schon 1462 nach Bamberg und bald daraufin viele andcrestädte Deutschlands,
aber fast gleichzeitig auch in's Ausland; insbesondere 1467 nach Rom, 1469 nach Venedig
und Mailand, 1472 nach F I o r c n z — überhaupt bis 1500 in 53 Städte Italiens — 1470 nach
Paris, 1473 nach mehreren spanischen Städten und um dieselbe Zeit nach den Nieder-
landen, um 1480 (oder 1468) nach England, 1472 nach Ofen und schon früher iuit>
Krakau, 1483 nach Stockholm, 1490 nach Kopenhagen, ja 1488 selbst nach Eon-
stantinopel. Vergi, die Schriften von Breitkopf, Reif, Gbf. Fischer, Frhr. v.
Aretin, Bernbart, Dahl, Denis, Panzer, Lichtcnberger n. ?l.
TM Hauptwörter (50): [T1: [Geschichte Dichter Zeit Buch Werk Jahr Gedicht Nr. Bild Geographie]]
TM Hauptwörter (100): [T45: [Kind Lehrer Wort Schüler Buch Unterricht Schule Frage Buchstabe Zeit], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele], T43: [Zeit Volk Jahrhundert Geschichte Reich Staat Leben Kultur Deutschland Mittelalter], T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel]]
TM Hauptwörter (200): [T147: [Jahr Erfindung Buch Gutenberg Buchdruckerkunst Johann Mainz Zeit Buchstabe Jahrhundert]]
233
Dritter Kap. Kunst und Wissenschaft.
Menschen und aller Zeiten zum wahren Gcmeingute des Geschlechtes, zum
leicht erwerblichen Besizthume jedes Einzelnen gemacht; durch sie allererst
ward ein wahres Gesammtleben der Völker, ja der Menschheit möglich.
Ihr allein sind wir die glänzendsten Fortschritte der Wissenschaft, so wie
die allgemeine Verbreitung derselben, ihr allein endlich die Gewährleistung
der Freiheit unter den drohendsten Verhältnissen schuldig*).
1) Wohl sind vor der Erfindung der Buchdruckerkunst große Lehrer in
allen Zweigen der Erkenntniß gewesen; doch tst's meist nur die umgebende
Finsterniß, welche sie sc glänzend erscheinen macht, oder auch die — wohl
billige — Schäzung des Geleisteten nach den äußeren Hilfsmitteln und Hin-
dernissen, d. h. nach der Kraft, die das Werk voraussezte, mehr, als nach
dessen innerem Gehalte. Zur Wissenschaft, ja zu blos mäßigen Kenntnissen
konnte damals nur gelangen, wer außerordentliches Genie besaß, oder wer
durch Reichthum, durch besonders glückliche Verhältnisse und durch die ange-
strengteste Arbeit die kostbaren, schwer zugänglichen Quellen des Unterrichtes
sich öffnete, oder deren Mangel — immer kümmerlich — ersezte. Bei der
Seltenheit und Theuerung der Manuscripte konnte der Privatmann fast gar
nicht, konnten auch Fürsten und reiche Gemeinden oder Nnterrichtsanstalten
nur schwer zu den geringsten Büchersammlungcn gelangen. Der Preis eines
vorzüglichen Buches mochte ein Privatvermögen erschöpfen**). Demnach blieb
der Freund der Wissenschaft meist auf das eigene Nachdenken beschränkt oder
auf einige wenige Bücher, welche der Zufall ihm darbot: und seine Geistes-
kraft ermattete im isolirtcn Ringen nach höheren Erkenntnissen, welche nur
die Frucht der aneinandergereihten Forschungen von Vielen sind. Auf sehr
wenigen Wegen der Verbindung, ja auf diesen noch häufig unterbrochen, be-
stand der geistige Zusammenhang zwischen Vorfahren und Nachfolgern und
*) Vergl. Condorcet's schon öfter angeführtes, gehaltvolles Werk über die Geschichte
der Fortschritte des menschlichen Geistes. Sodann des Freiherrn v. Aretin Schrift: Ueber
die trühesten universalhistorischen Folgen der Bncbdrnckerknnst, vorgelesen in einer öffentlichen
Siznng der Akademie der Wiffenschaften zu München. 1808.
") Für einen Livins zahlte Anton von Palermo (f 1471) 120 Goldgulde». und
lchrieb darüber an seinen König Alfons V.: „Illud a prudentia-lua scire desidero, uter,
ego anpoggius, melius fecerit. Is ut villam emeret, Livium, quem sua manu pulcherrime
scripserat, vendidit; ego ut Livium emam, fundum proscripsi.“— (S. Denis (Silii, iit
ti Bncbeeknnde.) Auffallende Beispiele von ähnlicher Thcuerniig haben Robertson u. A.
gesammelt.
TM Hauptwörter (50): [T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer], T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland], T1: [Geschichte Dichter Zeit Buch Werk Jahr Gedicht Nr. Bild Geographie]]
TM Hauptwörter (100): [T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele], T25: [Wissenschaft Kunst Zeit Sprache Geschichte Schrift Buch Werk Jahrhundert Erfindung], T45: [Kind Lehrer Wort Schüler Buch Unterricht Schule Frage Buchstabe Zeit], T46: [Universität Berlin Jahr Schule Wissenschaft Leipzig Professor Akademie Hochschule Gymnasium], T41: [Staat Recht Volk Adel König Land Verfassung Gesetz Stand Verwaltung]]
TM Hauptwörter (200): [T165: [Kunst Wissenschaft Handel Gewerbe Bildung Land Stadt Schule Zeit Volk], T175: [Mensch Leben Natur Körper Seele Tier Thiere Arbeit Erde Pflanze], T183: [Kind Lehrer Schüler Unterricht Schule Frage Stoff Aufgabe Zeit Geschichte], T74: [Zeit Wissenschaft Philosophie Geschichte Philosoph Werk Lehrer Schrift Sokrat Schüler], T199: [Universität Berlin Bibliothek Leipzig Schloß München Jahr Museum Schule Gymnasium]]
237
Drittes Kap. Kunst und Wissenschaft.
oder wenigstens Ahnung ihres unschäzbaren Werthes bald ihre allgemeine
Verbreitung bewirkte, so sank sie doch frühe, sie, die herrliche G ot tesa li-
sta lt, unter die Fesseln des menschlichen Zwanges. Es kam die Bücher-
censur auf. Papst Alexander Vi., der Abscheulichste unter den Tyrannen,
hat zuerst sie errichtet. Fluch seinem Andenken! — Was die Zunge dem
Gedanken, das ist die Presse dem Worte. Wer will die Zunge nöthigen,
daß sie um Erlaubniß bitte für das Wort, welches sie spreche? oder dem
Geiste verbieten, daß er Gedanken erzeuge?? Was Anderes soll frei und
heilig seyn, wenn nicht die Presse? —
§. 9. Fortschritte der Kunst insbesondere.
Unter den einzelnen Disciplinen gediehen in der wiederkehrenden
besseren Zeit zuvörderst diejenigen, welche mit der Neigung zur klassischen
Literatur in natürlicher Verbindung stehen, also Kritik und Philologie,
sodann alle schone Wissenschaften und schöne Künste, als welche jene in
den Meisterwerken der Alten Selbst die trefflichsten Muster, diese aber in dem
durch dieselben veredelten Geschmack, so wie in der jugendlich kräftigen Phantasie
des Zeitalters den erwünschten Boden fanden.
Also erhob sich zu Florenz, der auserlesenen Pflegerin des Schönen,
die erste Kunstschule. Man eiferte dem Genius der Griechen nach. Schon
wurden Grundsäze aufgesucht für den guten Geschmack; Leonardo da Vinci,
Albrecht Dürer und Andere standen als Lehrer auf.
Schon im i 4ten Jahrhundert zeichneten initalien A n d r e a s O r g a g n a,
in Teutschland Bernhard und Jakob Kern (zu Nürnberg) als
gute Bildhauer sich aus; im fünfzehnten glänzten Donatello, Gio-
vanni di Bologna und Adam Kraft. In demselben Jahrhundert lebten
die schon großen Maler Pietro di Perugia, Rafael's Lehrer, und
Leonardo da Vinci, dessen Genie alle bildende Künste umfaßte. Ein neu
erfundener Zweig derselben, die Kupscrstccherkunst, erhob sich durch
Martin Schöngaucr's und mehr noch durch Albrecht Dürer's vor-
treffliches Talent. Der Leztc, durch dessen Werthschäzung Kaiser Maximi-
lian seinen eigenen edlen Sinn bewährte, ziert noch den Anfang tcs folgenden
Zeitraumes.
Noch blieb in den Ländern diesseits der Alpen der gothische Ge-
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Extrahierte Personennamen: Alexander_Vi Alexander Albrecht_Dürer Albrecht Jakob_Kern Pietro_di_Perugia Leonardo_da_Vinci Martin_Schöngaucr's Albrecht_Dürer's Albrecht